Meine Ausbildung in Traditioneller Chinesischer Medizin ist ganz am Anfang meines Weges als Heilpraktikerin gestanden. Sie hat in mir das Verständnis dafür geweckt, dass alles miteinander verbunden ist.
In der TCM wird der Grund für eine Erkrankung in einem Ungleichgewicht gesehen und man ist bestrebt, einen disharmonischen Zustand aufzulösen, etwas wieder ins Fließen zu bringen. Ein Symptom wird gerne mit Bildern beschrieben, diese ermöglichen eine umfassendere Sichtweise auf Krankheitssymptome und ein tieferes Verständnis für Zusammenhänge. Die TCM ermöglicht mir eine differenzierte Diagnose. Eine wichtige Rolle spielen die Meridiane – das sind Energieleitbahnen – über diese alles miteinander verbunden ist: Organe, Hautareale, Körperregionen ...
Auch die gezielte Befragung des Patienten, der Patientin, ist hilfreich für die Diagnose und bei der Wahl des Behandlungsansatzes.
Erst seit wenigen Jahren wird darüber gesprochen, dass es durchaus Parallelen gibt zwischen den traditionellen Heilmethoden unserer Kultur zu denen anderen Kulturen, auch zur TCM. Ich arbeite heute überwiegend mit Methoden aus unserem Kulturkreis. Mein Grundwissen aus der TCM und deren differenzierte Diagnosemöglichkeit sind mir dabei sehr hilfreich. Auch greife ich gerne auf bewährte Elemente aus der TCM zurück.
Akupunktur
Mit Akupunktur kann ein direkter Heilungsimpuls gegeben werden. Ich akupunktiere bei Akutgeschehen, wie Probleme mit dem Ischias oder bei hohem Blutdruck. In der Schwangerschaft habe ich bei vorzeitigen Wehen oder zur Anregung der Wehen, bei Brustentzündung und bei Problemen mit dem Stillen gute Erfahrung gemacht. – Bei anderen Erkrankungen nehme ich meist keine Nadeln, sondern arbeite mit der sanfteren Akupressur.
Ohrakupunktur
Im Ohr ist der ganze Mensch abgebildet, es gleicht einem Embryo, der mit dem Kopf nach unten liegt. – Die Ohrakupunktur wirkt reflektorisch. Ich nehme dafür sogenannte „Ohrsamen“, ein kleiner, runder Nelkensamen, der sich auf einem Pflästerchen befindet. Er wird auf einen Akupunkturpunkt geklebt und dort bis zu einer Woche belassen. Gute Erfahrungen mache ich immer wieder bei Übelkeit in der Schwangerschaft, zur Stärkung, bei Schmerzen und Erkältungen, bei hohem Blutdruck, bei Neigung zum Würgereiz beim Zahnarzt, bei Reiseübelkeit und bei Verdauungsproblemen.
Narbenentstörung
Wird ein Meridian durch eine Narbe unterbrochen, kann dies Auswirkungen auf die dazugehörigen Organe haben. Wichtig ist dann, die betroffene Energiebahn wieder durchgängig zu machen. Feste, wulstige Narben werden durch manuelle Behandlung weicher und flacher, vorhandene Taubheitsgefühle werden weniger oder verschwinden ganz, das Narbengewebe wird wieder durchlässig.
Moxa-Therapie/Moxibustion
Bei der Moxa-Therapie werden mit verglimmenden Moxa-Zigarren oder Moxa-Kegeln aus getrocknetem Beifuß spezielle Punkte entlang der Meridiane erwärmt. Moxa ist aber auch überall da ideal, wo Wärme guttut. Bei Blasenentzündung zum Beispiel, wo die sehr tief gehende Wärme die Blase entspannt. Auch bei einem sogenannten „steifen Nacken“, der durch Zugluft entstanden ist, ist Moxa hilfreich, außerdem bei Erkältungen und auch bei Periodenschmerzen und Periodenkrämpfen. Eine sehr bekannte Moxa-Anwendung ist die Möglichkeit, Kindern in Steißlage einen Impuls zum Wenden geben zu können.
Schröpfen
Schröpfen gehört zu den Ausleitungsverfahren. Mit Schröpfen kann ich bei chronischen Verspannungen oder immer wiederkehrenden Schmerzen einen zusätzlichen Impuls setzen. Zunächst wird mit einem Schröpfglas ein Vakuum erzeugt – das ist erst einmal unangenehm – anschließend folgt eine Entlastung, es wird leichter. Schröpfen hat eine energieausgleichende Wirkung, Verspannungen werden gelöst, die Durchblutung verstärkt. Über die Headschen Zonen wird ein Impuls auf die dazugehörenden Organe ausgelöst.
Gua Sha-Massage
Die Gua Sha-Massage wirkt ähnlich wie das Schröpfen. Durch Reibung eines eingeölten Hautbereiches mit einem kantigen Hilfsmittel wird die Durchblutung und der Stoffwechsel verstärkt und dadurch der Heilungsprozess angeregt.
Ernährung
Die Ernährung hat in der TCM einen hohen Stellenwert. Die Fünf-Elemente-Ernährung ist aus über lange Zeit beobachteten Erkenntnissen entstanden, wie Lebensmittel und ihre Zubereitung auf Körper und Seele wirken. Deshalb schaue ich mit meinen Patientinnen und Patienten zusätzlich auf deren Ernährung, zum Beispiel, wenn es um Schlaflosigkeit, Schwangerschaftsübelkeit und Wechseljahresbeschwerden geht – und natürlich bei Verdauungsproblemen: Wie wird gekocht? Ist die Ernährung eher warm oder kalt? Sind alle fünf Geschmacksrichtungen vorhanden? Auch bei der Ernährung gibt es eine Entsprechung in unserer Tradition, denn auch wir kennen die Prise Salz im Kuchen, den Zucker in der Salatsoße.
Chinesische Heilkräuter
In der TCM werden Heilkräuter als Tee oder als Kräutermischungen in gepresster Form gegeben. Ich habe mit diesen Kräutermischungen gute Erfahrungen gemacht: bei Erkältung und Entzündungen der Nasennebenhöhlen, zur Stärkung nach einer Krankheit, in der Rekonvaleszenz. Und auch in der Schwangerschaft, bei Krampfadern, Hämorrhoiden, bei Senkungsproblemen und Beckenbodenschwäche empfehle ich spezielle chinesische Heilkräutermischungen.
Fazit
Meine grundsätzliche Erfahrung ist: Die Methoden der TCM haben starke Wirkungen. Sie ist jedoch die Medizin eines anderen Kulturkreises, für uns ist sie zunächst fremd und sie ist nicht für jeden Menschen geeignet. Ich behandle auch gerne mit unseren europäischen Methoden, und empfehle auch unsere einheimischen Heilpflanzen. Unsere europäische Heilkunde wirkt oft sanfter, aber sie hilft. Ich sehe meine Aufgabe darin, abzuwägen, was für einen Patienten, eine Patientin, angesagt ist, das ist auch von der Erkrankung abhängig.